Führungskräfte in Deutschland schätzen das eigene technische Know-how geringer ein als Entscheider:innen in anderen Ländern
Auf globaler Ebene geben vier von fünf (82 Prozent) der Befragten, die dem eigenen Unternehmen eine ausgeprägte Technologiekompetenz zuschreiben, an, dass sie für das Jahr 2021 mit Wachstum rechnen. Dieser Anteil sinkt auf 50 Prozent bei Unternehmen, deren technisches Know-how geringer ist. Die technologieaffinen Unternehmen sind auch diejenigen, die in den nächsten sechs Monaten ihr Geschäft stärker ausbauen wollen. Im Vergleich zur Gruppe der Unternehmen mit geringer Technologiekompetenz planen sie häufiger, neue Services einzuführen (36 Prozent versus 25 Prozent), in die Mitarbeitergewinnung zu investieren (46 Prozent versus 34 Prozent) und in neue Märkte zu expandieren (36 Prozent versus 30 Prozent).
Deutschlands Entscheider:innen mit niedrigster Technologiekompetenz
Im Ländervergleich fällt auf, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland (53 Prozent) der Ansicht ist, dass ihr Unternehmen Technologie optimal einsetzt, um das Geschäft auszubauen, effiziente Systeme zu betreiben und die besten Talente zu gewinnen. Dies ist einer der niedrigsten Werte in der Studie; nur Singapur liegt mit 51 Prozent noch darunter. China hat mit 83 Prozent die positivste Selbsteinschätzung von der Technologiekompetenz des eigenen Unternehmens, gefolgt von UK mit 76 Prozent und den USA mit 75 Prozent.
Laut Studie haben insgesamt knapp drei Viertel der Unternehmen, die für 2021 Wachstum erwarten, Entscheider:innen mit hoher Technologiekompetenz; bei Unternehmen, die nicht wachsen werden, sind dies nur 42 Prozent. Deutsche Manager:innen sehen bei sich selbst noch Nachholbedarf in punkto Technologiekompetenz. Während etwa in den USA 82 Prozent der Befragten ihre eigene Technologiekompetenz als sehr hoch einschätzen (76 Prozent in UK, insgesamt 65 Prozent), bildet Deutschland mit 47 Prozent das Schlusslicht (gemeinsam mit Finnland).
Im Hinblick auf das für 2021 erwartete Wachstum sind die Entscheider:innen in Deutschland ebenfalls weniger zuversichtlich. 63 Prozent der Befragten erwarten Wachstum, im Vergleich zu 71 Prozent insgesamt; am optimistischsten sind die US-Unternehmen mit 89 Prozent.
Technologie ist Erfolgsfaktor für Kundengewinnung und Effizienz
Knapp die Hälfte der Befragten gibt als Top-Geschäftsziel für dieses Jahr die Effizienzerhöhung an; 46 Prozent wollen neue Kunden gewinnen und 45 Prozent die Profitabilität steigern. 62 Prozent der Entscheider:innen sind der Ansicht, dass Technologie sehr wichtig sei, um eine Effizienzsteigerung zu erreichen; 59 Prozent sehen Technologie als wichtigen Erfolgsfaktor für die Kundengewinnung.
Für deutsche Führungskräfte ist Kostensenkung das vorrangige Ziel (46 Prozent), gefolgt von Effizienzsteigerung (42 Prozent) und Kundengewinnung sowie der Erschließung neuer Märkte (jeweils 41 Prozent). Ein Anstieg der Profitabilität ist nur für 28 Prozent der Befragten das Kernziel. Den größten positiven Einfluss hat die Technologie laut Befragten auf die Kundengewinnung (65 Prozent), gefolgt von Erhöhung der Effizienz (59 Prozent) und Kostensenkung (57 Prozent).
Mangelnde Technologiekompetenz in Schlüsseltechnologien
Über die Hälfte der Befragten sieht digitale Transformation als das Technologiethema mit der größten Bedeutung für das zukünftige Unternehmenswachstum. Weitere Wachstumstreiber mit jeweils knapp 50 Prozent sind Customer Experience und Datenstrategie. Für die Befragten aus Deutschland ist digitale Transformation mit 55 Prozent ebenfalls der Spitzenreiter, dicht gefolgt vom Thema Cloud (54 Prozent); an dritter Stelle liegt Customer Experience (41 Prozent).
Das technische Know-how der Führungskräfte für diese wichtigen Themen ist laut Studie noch ausbaufähig. Insgesamt haben 44 Prozent der Entscheider:innen gute Kenntnisse im Bereich digitale Transformation; China ist hier mit 52 Prozent der Spitzenreiter, in Deutschland sind es 41 Prozent. Für das Thema Customer Experience sind 45 Prozent mit ihren Skills gut aufgestellt; Deutschland liegt mit 54 Prozent im oberen Drittel. 36 Prozent der Befragten aus Deutschland sind der Ansicht, dass ihre Führungsriege sich mit dem Thema Cloud gut auskennt, was dem Länderdurchschnitt entspricht.
„Die Ergebnisse der Studie sind ein Weckruf für Unternehmen, die die Bedeutung eines strategischen Einsatzes von Technologie für den Unternehmenserfolg unterschätzen“, erklärt Dr. Peter Buhrmann, Geschäftsführer von Thoughtworks in Deutschland. „Es handelt sich dabei keineswegs um ein technisches Problem, das sich durch den Kauf neuer Geräte oder Software beheben ließe. Vielmehr geht es um einen kulturellen Wandel im Unternehmen. Die Pandemie hat uns die Bedeutung der digitalen Transformation noch stärker vor Augen geführt. CEOs von heute müssen sich mit Cloud, Customer Experience und Datenstrategie ebenso gut auskennen wie mit Vertrieb und Marketing.“
Hier finden Sie weiterführende Informationen und den Studienbericht (engl.) zum Download.
Methodik
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage von Maru/Blue im Februar 2021, an der 969 Entscheider auf C-Level (CEOs, CIOs und CTOs) aus sieben Branchen in 12 Ländern teilgenommen haben: USA, UK, Deutschland, Italien, Rumänien, Finnland, China, Australien Indien, Brasilien und Singapur. In diesen Ländern ist Thoughtworks aktiv.
*Definition für „ausgeprägte Technologiekompetenz“ („being fully tech proficient“): Neue Technologien für Geschäfts- und Kundenprozesse optimal nutzen, um das Geschäft auszubauen, effiziente Systeme zu betreiben und die besten Mitarbeiter zu gewinnen.