Altersdiskriminierung von Frauen in der IT
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Veröffentlicht: December 04, 2017
Meine Erfahrungen mit Altersdiskriminierung in der IT
Frauen in der Technologiebranche sind ein viel diskutiertes Thema, und so sollte es auch sein. Ich arbeite seit 18 Jahren in der Branche. Im Laufe der Zeit habe ich durchaus positive Veränderungen erlebt, die allerdings in vielen Unternehmen und Ausbildungsstätten viel zu schleppend abliefen. Da Frauen in der IT aber zunehmend an Bedeutung gewinnen, rückt das Thema in Gesprächen mit Kunden, Kollegen und Freunden gleichermaßen immer mehr in den Mittelpunkt.
Nach wie vor weitgehend tabuisiert ist das Thema Altersdiskriminierung in der Technologiebranche. Wenn wir nun beides kombinieren – Frauen UND Alter – wird es für viele Menschen unbequem.
Ich habe mittlerweile die Vierzig überschritten, und so muss ich mich zwangsläufig damit auseinandersetzen, was es bedeutet, in einer tendenziell jungen Branche eine „ältere“ Frau zu sein. Während ich hier zwischen meinen zwanzig- und dreißigjährigen Kollegen sitze, drängt sich die Frage auf: „Wohin gehen Frauen in der IT jenseits der 35?“ Ich hoffe, dass das eine generationsbedingte Frage ist, die sich meine jüngeren Kolleginnen nicht mehr stellen müssen. Die meiste Zeit während meines Studiums und meiner beruflichen Laufbahn war ich die einzige Frau weit und breit. Als ich um die Zwanzig war, gab es einfach nicht viele andere Frauen in der Branche. Und so habe ich nun kaum Mitstreiterinnen, wenn es um den Kampf für die Integration älterer Kolleginnen geht.
Wenn man in einem sehr jungen Umfeld „alt“ ist, kann man sich durchaus fremd fühlen. Als Frau in der IT-Branche musste ich mich in verschiedenen Altersabschnitten unterschiedlichen Herausforderungen stellen. Ich glaube, vieles davon gilt heute noch genauso wie zu Beginn meiner Karriere. Deshalb möchte ich meine Eindrücke aus den verschiedenen Lebensphasen kurz darstellen:
Inzwischen hat sich das Umfeld etwas verbessert, wenn auch innerhalb enger Grenzen. Mit dem Aufkommen von Unternehmen im Stil des Silicon Valley haben sich die Menschen mittlerweile daran gewöhnt, dass auch sehr junge Männer in der Branche arbeiten. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie anders behandelt werden, nur weil sie jung sind. Wenn überhaupt, dann werden sie, verglichen mit ihren älteren Kollegen, als besonders bemerkenswert und beeindruckend wahrgenommen. Frauen derselben Altersgruppe werden dagegen wie „kleine Mädchen“ behandelt. Ich beobachte eine allgemeine Tendenz, dass Frauen um die Zwanzig mit Samthandschuhen angefasst werden, oder junge Entwicklerinnen Sekretariatsaufgaben erledigen sollen. Eine Frau dieser Altersgruppe wird in der IT-Branche nicht automatisch respektiert. Sie muss sich beweisen und sich von Anfang an Respekt verdienen.
Das mag nach düsteren Aussichten klingen, aber es besteht Hoffnung auf Besserung. Hier bei Thoughtworks, wo ich zwischen überwiegend jungen Kollegen sitze, bin ich optimistischer gestimmt. Thoughtworks hat einen Weg gefunden, mit dem sich die Dinge entscheidend verbessern lassen, und ich glaube, dass viele Unternehmen diesem Beispiel folgen können. Was ist das Erfolgsrezept? Meiner Ansicht nach am wichtigsten ist Unterstützung. Wir sind hier keine Einzelkämpfer. Wir arbeiten als Team – nicht als Frauen oder Männer, jung oder alt. Wir alle respektieren die Talente, den Einsatz und die Erfahrung der Menschen. Unseren Kunden helfen wir dabei, dasselbe Niveau von Respekt und Verständnis zu erreichen. Es geht dabei um viel mehr als um Integration: Wir schaffen ein Umfeld, in dem sich jeder entfalten kann. Wir können produktiv und kreativ sein und dabei unser volles Potenzial ausschöpfen.
Wie gelingt das? Die folgenden Tipps helfen, um in der Praxis gegen Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz vorzugehen:
Dass Frauen über vierzig in der Branche einen kleinen, aber extrem wichtigen Teil darstellen, ist eine Tatsache. Unsere Erfahrungen lassen erahnen, welche Hürden Frauen der nächsten Generation in der Technologiebranche erwarten, aber auch, wie viel mehr sie noch erreichen können. Es ist nun an den „älteren“ Frauen, selbstbewusst zu sein anstatt bescheiden, offen anstatt zurückhaltend. Wir haben hart gekämpft, um jetzt hier zu stehen. Das trägt hoffentlich dazu bei, dass die nächste Generation von Frauen in der Technologiebranche es etwas leichter hat als wir.
Frauen in der Technologiebranche sind ein viel diskutiertes Thema, und so sollte es auch sein. Ich arbeite seit 18 Jahren in der Branche. Im Laufe der Zeit habe ich durchaus positive Veränderungen erlebt, die allerdings in vielen Unternehmen und Ausbildungsstätten viel zu schleppend abliefen. Da Frauen in der IT aber zunehmend an Bedeutung gewinnen, rückt das Thema in Gesprächen mit Kunden, Kollegen und Freunden gleichermaßen immer mehr in den Mittelpunkt.
Nach wie vor weitgehend tabuisiert ist das Thema Altersdiskriminierung in der Technologiebranche. Wenn wir nun beides kombinieren – Frauen UND Alter – wird es für viele Menschen unbequem.
Ich habe mittlerweile die Vierzig überschritten, und so muss ich mich zwangsläufig damit auseinandersetzen, was es bedeutet, in einer tendenziell jungen Branche eine „ältere“ Frau zu sein. Während ich hier zwischen meinen zwanzig- und dreißigjährigen Kollegen sitze, drängt sich die Frage auf: „Wohin gehen Frauen in der IT jenseits der 35?“ Ich hoffe, dass das eine generationsbedingte Frage ist, die sich meine jüngeren Kolleginnen nicht mehr stellen müssen. Die meiste Zeit während meines Studiums und meiner beruflichen Laufbahn war ich die einzige Frau weit und breit. Als ich um die Zwanzig war, gab es einfach nicht viele andere Frauen in der Branche. Und so habe ich nun kaum Mitstreiterinnen, wenn es um den Kampf für die Integration älterer Kolleginnen geht.
Wenn man in einem sehr jungen Umfeld „alt“ ist, kann man sich durchaus fremd fühlen. Als Frau in der IT-Branche musste ich mich in verschiedenen Altersabschnitten unterschiedlichen Herausforderungen stellen. Ich glaube, vieles davon gilt heute noch genauso wie zu Beginn meiner Karriere. Deshalb möchte ich meine Eindrücke aus den verschiedenen Lebensphasen kurz darstellen:
Die Zwanziger
Als ich um die zwanzig Jahre alt war, war das Umfeld für Frauen auf alle Fälle rauer. Es war eine Zeit, in der man als Frau in einer Umgebung arbeiten und lernen musste, in der man mitunter verbal angegriffen, als Sexobjekt betrachtet oder herablassend behandelt wurde.Inzwischen hat sich das Umfeld etwas verbessert, wenn auch innerhalb enger Grenzen. Mit dem Aufkommen von Unternehmen im Stil des Silicon Valley haben sich die Menschen mittlerweile daran gewöhnt, dass auch sehr junge Männer in der Branche arbeiten. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie anders behandelt werden, nur weil sie jung sind. Wenn überhaupt, dann werden sie, verglichen mit ihren älteren Kollegen, als besonders bemerkenswert und beeindruckend wahrgenommen. Frauen derselben Altersgruppe werden dagegen wie „kleine Mädchen“ behandelt. Ich beobachte eine allgemeine Tendenz, dass Frauen um die Zwanzig mit Samthandschuhen angefasst werden, oder junge Entwicklerinnen Sekretariatsaufgaben erledigen sollen. Eine Frau dieser Altersgruppe wird in der IT-Branche nicht automatisch respektiert. Sie muss sich beweisen und sich von Anfang an Respekt verdienen.
Mitte dreißig
Wenn Sie in diesem Alter auf Jobsuche sind ... viel Glück. Falls Sie jetzt nicht schon Kinder haben, wird oft spekuliert, dass Sie sich demnächst in die Mutterschaft verabschieden. Wie Unternehmen Frauen dabei unterstützen sollten, Familien zu gründen und sich zugleich weiter in der sich schnell wandelnden IT-Welt zu bewegen, ist noch einmal ein ganz anderes großes Thema. Im Kontext der Altersdiskriminierung müssen viele Frauen Mitte dreißig ihren Mitmenschen beweisen, dass sie am Ball bleiben und den Einsatz ihrer Arbeitgeber und Kollegen wert sind.Ende dreißig und darüber hinaus
Wie bereits erwähnt, gab es während meiner Studienzeit kaum Frauen in der Branche, und der Mangel, den wir deshalb jetzt haben, führt zu einer ganzen Reihe unschöner Szenarien. Als User Experience Designer veranstalte ich viele Workshops und leite zahlreiche strategische Gespräche. Dabei begegne ich Kunden, die noch nie zuvor eine Frau mit langjähriger Berufserfahrung in dieser Branche getroffen haben. Das geht teilweise so weit, dass ein Kunde Schwierigkeiten hat, direkt mit mir zu sprechen, und sich stattdessen an den Mann neben mir wendet. Glaubwürdig zu sein, dauert bei mir unter Umständen länger als bei meinen männlichen Kollegen, die über ähnliche Erfahrung verfügen. Ich werde anders wahrgenommen. Wenn ich meine Meinung deutlich äußere oder einen klaren Plan vorgebe, werde ich möglicherweise als rechthaberisch wahrgenommen, während mein männlicher Kollege als starke Persönlichkeit betrachtet wird.Das mag nach düsteren Aussichten klingen, aber es besteht Hoffnung auf Besserung. Hier bei Thoughtworks, wo ich zwischen überwiegend jungen Kollegen sitze, bin ich optimistischer gestimmt. Thoughtworks hat einen Weg gefunden, mit dem sich die Dinge entscheidend verbessern lassen, und ich glaube, dass viele Unternehmen diesem Beispiel folgen können. Was ist das Erfolgsrezept? Meiner Ansicht nach am wichtigsten ist Unterstützung. Wir sind hier keine Einzelkämpfer. Wir arbeiten als Team – nicht als Frauen oder Männer, jung oder alt. Wir alle respektieren die Talente, den Einsatz und die Erfahrung der Menschen. Unseren Kunden helfen wir dabei, dasselbe Niveau von Respekt und Verständnis zu erreichen. Es geht dabei um viel mehr als um Integration: Wir schaffen ein Umfeld, in dem sich jeder entfalten kann. Wir können produktiv und kreativ sein und dabei unser volles Potenzial ausschöpfen.
Wie gelingt das? Die folgenden Tipps helfen, um in der Praxis gegen Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz vorzugehen:
- Je flacher die Hierarchie im Unternehmen, desto besser. Das bewirkt eine bessere Interaktion und gegenseitiges Verständnis von Mitarbeitern aller Altersgruppen. Ob ich Teil eines Teams bin oder dessen Leiterin, wirkt sich meiner Erfahrung nach erheblich darauf aus, wie ich als Person behandelt werde. Das gilt übrigens auch umgekehrt. Bevor ich zu Thoughtworks kam, habe ich es vermieden, mit einem Kollegen Anfang zwanzig paarweise zu arbeiten, weil ich der Meinung war, „paarweise“ würde bedeuten, dass ich die meiste Zeit mit Coaching verbringe. Mittlerweile weiß ich, dass ich von einem 25-Jährigen ebenso viel lernen kann wie von einem 55-Jährigen. Ja, auch ich selbst habe Kollegen schon wegen ihres Alters diskriminiert.
- Meine Erfahrungen mit Altersdiskriminierung sind eng damit verknüpft, dass ich eine Frau bin. Ältere Frauen erleben Altersdiskriminierung gepaart mit Sexismus. Es erscheint vielleicht etwas seltsam, aber mithilfe von Rollenspielen können Szenarien erarbeitet werden, die ältere Kolleginnen in ihrem Arbeitsumfeld erleben könnten. Bei dieser Aktivität ist das Thema viel besser greifbar, als wenn sie nur theoretisch davon hören.
- Wir müssen uns klar machen, dass ältere männliche Arbeitnehmer nicht mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben wie ihre Kolleginnen. Von Männern nimmt man allein aufgrund des „Graue-Haare-Effekts“ an, dass sie über die nötige Expertise verfügen. Ehrlich gesagt, fehlt mir hier noch die passende Lösung. Jedes Mal, wenn ich einen neuen Kunden gewinnen will, muss ich mich und meine Erfahrung beweisen, bevor ich als Expertin auf meinem Gebiet anerkannt werde. Bei meinen männlichen Kollegen beobachte ich das nicht. Ich hoffe, dass sich das ändern wird, wenn das Bewusstsein mit der zunehmenden Diskussion über Altersdiskriminierung und Frauen in der IT-Branche wächst.
Dass Frauen über vierzig in der Branche einen kleinen, aber extrem wichtigen Teil darstellen, ist eine Tatsache. Unsere Erfahrungen lassen erahnen, welche Hürden Frauen der nächsten Generation in der Technologiebranche erwarten, aber auch, wie viel mehr sie noch erreichen können. Es ist nun an den „älteren“ Frauen, selbstbewusst zu sein anstatt bescheiden, offen anstatt zurückhaltend. Wir haben hart gekämpft, um jetzt hier zu stehen. Das trägt hoffentlich dazu bei, dass die nächste Generation von Frauen in der Technologiebranche es etwas leichter hat als wir.
Hinweis: Die in diesem Artikel geäußerten Aussagen und Meinungen sind die der Autor:innen und spiegeln nicht zwingend die Position von Thoughtworks wider.