Looking Glass
Linse zwei: Evolution der Mensch-Maschine-Interaktion
Wir verändern die Art und Weise, wie wir mit der digitalen Welt interagieren und gleichermaßen unsere Erwartungen daran. Herkömmliche Geräte erweitern ihre Reichweite durch Gesten- und Sprachinteraktion, und reale Szenarien werden getestet. Diese Tests erfolgen über den Einsatz von Simulationen in digitalen Zwillingen, die Verbraucher:innen leiten und Ergebnisse modellieren. Auf dem unvermeidlichen Weg zum Metaversum werden sich die physische und die digitale Welt weiter annähern, und das in einer Art und Weise, die Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet.
Unter die Lupe genommen
Schnittstellen entwickeln sich durch Gesten, Sprache und Berührung zunehmend weiter und sprechen damit alle Sinne an. Geräte, die im Alltag mit uns zusammenarbeiten, sind bereits weitverbreitet und stellen eine gelungene Kombination aus Soft- und Hardware dar. Die Geräte selbst werden immer ergonomischer und sind so ausgelegt, dass sie sich mit minimaler Disruption in alltägliche Interaktionen einfügen. Wir sehen heute immer mehr intelligente Geräte mit lokalen und cloudbasierten KI-Lösungen, die unsere täglichen Entscheidungen unterstützen.
Autonomes Fahren ist nicht das einzige Beispiel für sich weiterentwickelnde Interaktionen, aber eines, das aussagekräftige Beispiele dieser Linse in Aktion liefert. Wir sind sehr schnell von verkehrsbasierten Kartendiensten in Echtzeit zu selbstfahrenden Autos übergegangen, die kontinuierlich alle möglichen kommenden Aktionen von Fahrzeugen auf der Straße simulieren, um die Risiken so gering wie möglich zu halten. In einem autonomen Fahrzeug können Sie sich auf das große Ganze konzentrieren, anstatt kleine Anpassungen an der Lenkung vornehmen zu müssen. Vielleicht benachrichtigt Sie das Fahrzeug über eine größere Verkehrsstörung. Sie können sie umfahren, aber Sie sind auch in der Lage, komplett andere Ziele zu verfolgen. Legen Sie zum Beispiel lieber jetzt eine Essenspause ein oder erst, wenn Sie Ihren Zielort erreicht haben?
Die Pläne von Facebook für das Metaversum haben einen wahren Hype ausgelöst, und verschiedene Big Player kämpfen bereits um ihre Position. Dabei ist das Konzept einer vollständig digitalen Welt alles andere als neu. Die erste virtuelle Immobilie im Wert von einer Million Dollar wurde vor 15 Jahren in Second Life verkauft. Was sich geändert hat, ist die Tatsache, dass die meisten Menschen hochspezialisierte Geräte – wie Smartphones und Wearables – besitzen, die es ihnen ermöglichen, in irgendeiner Form nahezu unmittelbar auf neue digitale Welten zuzugreifen. Mit Sicherheit werden noch spezialisiertere Geräte folgen. Unternehmen und Investor:innen erkennen, dass dies die Grenzen verschiebt und sich die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten mithilfe der Technologie erneut verändern wird.
Zu den Signalen gehören:
- Eine Welle von Investitionen in Extended Reality (XR)-Lösungen für Verbraucher:innen als Vorbereitung auf das Metaversum und die damit verbundenen Dienste
- Eine wachsende Zahl an Akteur:innen, die neben Facebook und Microsoft in den Metaversum-Markt eintreten. Tencent gab kürzlich seine Absicht bekannt, eine Metaversum-Plattform aufzubauen, während Nike sich als Anbieter von virtueller Bekleidung positionieren möchte
- Steigende Investitionen von Hardware-Anbietern, die vorgerenderte und gestreamte XR-Erfahrungen anbieten, da sie die schwere Arbeit in die Cloud verlagern
- Wir warten zwar immer noch auf ein für Verbraucher:innen geeignetes Augmented Reality (AR)-Gerät, zum Beispiel von Apple, aber eine solche Ankündigung könnte jederzeit kommen und den Markt dazu zwingen, sich schnell zu bewegen
Die Chancen
Die Menschen erwarten mehr von ihren Interaktionen. Es geht nicht mehr nur um Funktion anstatt Form: Wir wollen Geräte, die gut aussehen, sich gut anfühlen, unsere Emotionen verstehen und unsere Bedürfnisse besser erkennen. Diese Art von Dienstleistung bereitzustellen, ist mittlerweile eine Pflicht, sie wirklich gut bereitzustellen, ist die Kür.
Neu am Horizont ist in diesem Jahr das Metaversum. Verbraucher:innen haben ihre Begeisterung für neue Plattformen, die durch fundamentale Trends angetrieben werden, unter Beweis gestellt – und das Metaversum wird hoffentlich ein solches Beispiel sein. Wir werden neue Geräte sowie Erweiterungen bestehender Geräte wie Smartphones erleben, die für diese neu entstehende Umgebung ausgelegt sind. Es ist auch wahrscheinlich, dass verschiedene Unternehmen konkurrierende Umgebungen anbieten werden. Wie Second Life bereits gezeigt hat, sind es nicht nur die Werbeeinnahmen, die diese Plattformen rentabel machen werden. Vielmehr gibt es eine Vielzahl möglicher Produkte und Dienstleistungen, und in kleinerem Maßstab repräsentiert dies bereits ein bewährtes Modell.
Auch die Weiterentwicklung von Interaktionen kann zum Gewinn beitragen. Laut der jüngsten Analyse von Emergen Research wird der globale Metaversum-Markt pro Jahr voraussichtlich um mehr als 40 % wachsen und bis 2028 ein Volumen von 800 Milliarden US-Dollar erreichen.
Kundenbeispiel
Zu beobachtende Trends: Top drei
Übernehmen
Natürliche Sprachverarbeitung – Die Fähigkeit, menschliche Sprache zu interpretieren, d.h. Sprache in Text, und Text in Bedeutung umzuwandeln, wird immer besser, mit beeindruckenden Funktionen, die nur einen Cloud-API-Aufruf entfernt sind. Der offensichtlichste Anwendungsfall für diese Technologie ist der Kundendienst, wo 85 % der Anfragen vom Kunden ausgehen und eine unmittelbare Reaktion gewünscht wird. Natural Language Processing / NLP kann aber auch eingesetzt werden, um Stimmungen zu verstehen, Zusammenfassungen größerer Texte zu erstellen, juristische Dokumente wie Verträge zu interpretieren und vieles mehr. Das macht NLP weithin anwendbar, auch über die Kundendienstabteilung hinaus.
Analysieren
Augmented Reality – kombiniert die physische Welt mit einem rein digitalen Raum. Eine begrenzte Form von AR ist heute allgegenwärtig und wird über Apple- und Android-Smartphones bereitgestellt. Diese sind in der Lage, virtuelle Objekte mit einer Kameraansicht der Welt zu überlagern. Fortschrittlichere AR wird über ein spezielles Headset wie Microsofts Hololens oder Google Glass bereitgestellt.
Antizipieren
Metaversum – Das Metaversum, von einigen als die Zukunft des Internets und von anderen als die nächste Stufe der menschlichen Evolution angesehen, könnte Besucher:innen fesselnde, integrierte virtuelle Umgebungen bieten. Diese virtuellen Welten existieren schon seit geraumer Zeit, aber mit dem Fortschritt in der Auflösung und Leistung von Headsets sowie der Fähigkeit, in der Cloud in Echtzeit Inhalte zu erstellen und auf die Headsets zu streamen, verspricht die Erfahrung noch weiter voranzuschreiten. Wir beobachten, wie große Unternehmen, Einzelhändler und Regierungen darüber nachdenken, wie sie das Metaversum mit aufbauen oder daran teilnehmen können.
Zu beobachtende Trends: Die gesamte Matrix
- Intelligente Systeme und Ökosysteme
- Natürliche Sprachverarbeitung
- Enterprise XR
- Intelligente Assistenten, Agenten und Bots
- Increasing role of decentralized workforces
- Biometrie
- Computer Vision
- Berührungslose Interaktionen
- Gesichtserkennung
- Augmented Reality
- Connected Homes
- Blickerfassung
- Synthetic media in a corporate context
- Digitaler Zwilling
- Gestenerkennung
- Suchterzeugende Technologien
Ratschläge für Anwender:innen
- Viele dieser aufkommenden Technologien erfordern ein spezielles Wissen, das in der traditionellen Softwareentwicklung von Unternehmen nicht alltäglich ist. So werden Benutzer:innen in einer VR-Umgebung vollkommen anders interagieren als dies bei webbasierten Anwendungen der Fall ist. Das erfordert von den Anwendungsentwickler:innen eine neue Denkweise hinsichtlich der Benutzer:innenerfahrung. Organisationen, die diese neuen Erfahrungen nutzen möchten, müssen jetzt damit beginnen, entsprechende Kapazitäten aufzubauen.
- Berücksichtigen Sie B2B-Möglichkeiten. Neu entstehende Schnittstellen werden zweifellos eine Fülle von Möglichkeiten in der B2C-Welt bieten, aber auch im B2B-Bereich eröffnen sich viele Chancen, die Unternehmen erkunden sollten. Schulungen, Konferenzen, Spiele und virtuelle Welten sind die klassischen Beispiele. Darüber hinaus gibt es noch einfallsreichere Methoden, wie Geräte und KI mit Menschen zusammenarbeiten können, um bessere Ergebnisse im beruflichen Kontext zu erzielen, z.B. intelligente, selbststeuernde Drohnen in der Landwirtschaft oder im Rettungswesen.
- Die Einführung von Lösungen wird durch die verfügbaren Kompetenzen und bis zu einem gewissen Grad durch den Wettlauf der vorherrschenden Technologien behindert. Relativ einfache AR-Angebote werden in bereits bestehenden Produkten umgesetzt und mit der Zeit immer mehr zur Massenware werden.
- Dabei gilt es zu bedenken, dass diese Technologien die Benutzererfahrung und den Designprozess verändern werden. Bei XR beispielsweise stellt eine gute Zusammenarbeit über mehrere Dimensionen hinweg die Herausforderung dar. Daneben müssen auch emotionale Interaktionen berücksichtigt werden. Menschen stellen sich in virtuellen Welten anders dar, was moralische und ethische Auswirkungen haben kann.
- Seien Sie auf Veränderungen vorbereitet. Ein gewisses Maß an Anbieterbindung ist unvermeidlich, egal ob bei Geräten, digitalen Welten oder den Daten, die sie erzeugen. Akzeptieren Sie dies, aber seien Sie auch auf Veränderungen vorbereitet. Die Entscheidung für eine Plattform mag für Ihr Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt, aber nicht unbedingt auf lange Sicht die beste Lösung sein. Dies hängt immer davon ab, in welchem Maße sich das Ökosystem und Ihre Bedürfnisse entwickeln.
Bis 2023 werden Unternehmen…
...anfangen zu verstehen, dass die sich erweiternden Grenzen von Interaktionen nicht nur den Weg für eine reichere Kund:innen-Erfahrung ebnen. Sie haben tatsächlich das Potenzial, Geschäfts- und Prozessverbesserungen voranzutreiben, indem sie technologiebasierte Geschwindigkeit, Skalierung und Präzision mit menschlichen Fähigkeiten und menschlichem Einfallsreichtum verbinden.